Reform des amerikanischen Steuersystems?

In den Vereinigten Staaten steht 2017 eine umfangreiche Steuerreform ganz oben auf der Tagesordnung. Das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus hat die Vorbereitungen dafür bereits vor Jahren eingeleitet und detaillierte Pläne zur Überarbeitung des Besteuerungssystems für Einkünfte von Unternehmen und Einzelpersonen vorgelegt. Angesichts einer republikanischen Mehrheit im Senat und eines republikanischen Präsidenten im Weissen Haus können diese Pläne nun als Grundlage für legislative Massnahmen dienen.

Cisco-Chef Chuck Robbins «Wir wollen eine Steuerreform, nicht nur Steuerferien».

Der Chef des IT-Konzerns Cisco Systems gehört zu den Unternehmern, die direkten Zugang zu Präsident Trump haben. Eine Reform des amerikanischen Steuersystems ist ihm ein grosses Anliegen. Wenn wir zu einem territorialen Steuersystem wechseln, bei dem Steuern dort bezahlt werden, wo das Geld auch verdient wird, gäbe es die Frage der Repatriierung gar nicht mehr. Auf so ein System hoffen wir.

Mit dem Geld in den USA würden wir mehr ins laufende Geschäft investieren, nach allfälligen Akquisitionen Ausschau halten, vielleicht die Anzahl ausstehender Aktien mit Rückkäufen reduzieren oder Dividendenzahlungen in Erwägung ziehen….
Cisco Chef Chuck Robbins im Gespräch, wir wollen eine Steuerreform

Niedrigerer Steuersatz auf Unternehmensgewinne. Der aktuelle Steuersatz von 35% ist der höchste unter allen Industrieländern. Die Republikaner im Repräsentantenhaus und die Trump-Regierung planen, diesen Steuersatz zu halbieren, wodurch man eine Verlagerung des Kapitals aus den Bereichen Immobilien, nicht eingetragene Unternehmen und ausländische Beteiligungen in Richtung Unternehmensinvestitionen erreichen könnte.

Gewinne rückführen

Wünschenswert wäre ein territoriales Steuersystem für die ausländischen Tochtergesellschaften amerikanischer Unternehmen. Nirgendwo sonst in den Industrieländern ausser in den USA unterliegen die rückgeführten Gewinne ausländischer Tochtergesellschaften dem vollen einheimischen Steuersatz (unter Berücksichtigung der im Ausland entrichteten Steuern). So bezahlt eine US-Gesellschaft, die in Irland einen Gewinn erwirtschaftet, 12% Steuern an den Staat Irland, und sie müsste in den USA zusätzlich 23% auf sämtliche rückgeführten Gewinne bezahlen. Wenig überraschend entscheiden sich US-Unternehmen, ihre Gewinne im Ausland zu horten.

Die Einführung eines territorialen Steuersystems würde die Investitionen in den USA steigen lassen und damit Produktivität und Wachstum ankurbeln. Der Vorschlag sieht vor, dass sämtliche von US-Unternehmen im Ausland erwirtschafteten künftigen Gewinne ohne zusätzliche Steuern rückgeführt werden könnten. Die zuvor im Ausland angehäuften Gewinne im Ausmass von 2,1 Bio. $ würden einer einmaligen Steuer von etwa 10% unterliegen, die über mehrere Jahre bezahlt werden kann.

Wann ist ein Kredit ein neuer Kredit?

Cashflow-Unternehmenssteuer. Dies bedeutet zweierlei: Sie erlaubt Unternehmen, sämtliche Investitionen in Anlagen und Ausrüstung sofort geltend zu machen, statt die Kosten über Jahre verteilt abzuschreiben, und sie bedeutet die Beseitigung der Abzugsfähigkeit der Zinskosten für neu aufgenommene Schulden. Damit würde man die Gefahr aufgrund hoher Schuldenquoten senken sowie Schulden und Eigenkapital auf eine gleichwertige Basis stellen.

Neues Regime an der Grenze

Steuerlicher Grenzausgleich. Anders als in den meisten anderen Ländern gibt es in den USA keine Mehrwertsteuer. Der steuerliche Grenzausgleich würde den USA den internationalen Vorteil einer Mehrwertsteuer bieten, ohne dass diese Steuer auf nationale Transaktionen erhoben werden müsste.

Aufwertung des Dollars

Konkreter heisst das: Wird der steuerliche Grenzausgleich eingeführt, wird der Dollar im Vergleich zu anderen Währungen 25% steigen. Ein Anstieg des Dollars von 25% verringert die Importkosten 20% (gerade genug, um den Anstieg der Importkosten aufgrund der 20%igen Steuer auszugleichen) und erhöht die Preise der US-Exporte für ausländische Käufer (gerade genug, um die implizite 20%ige Subvention auszugleichen). Damit würden die Steuereinnahmen erheblich steigen.

Widerstand der Importeure

Gegen diesen steuerlichen Grenzausgleich besteht erheblicher Widerstand aufseiten der Importeure, weil sie nicht davon überzeugt sind, dass sich der Dollar in ausreichendem Masse aufwerten wird, um ihre höhere implizite Einfuhrsteuer auszugleichen. Doch die Aussicht, über 100 Mrd. $ jährlich einzunehmen, ohne die amerikanischen Verbraucher oder Hersteller zu belasten, wird den Kongress motivieren, diesen Aspekt des Gesamtplans voranzutreiben.

Die diesjährige Gesetzgebung bringt die erste grössere Reform des amerikanischen Steuersystems seit drei Jahrzehnten mit sich. Mit ihrer Umsetzung wird ein günstigeres und stärker wettbewerbsorientiertes steuerliches Rahmenwerk für amerikanische Unternehmen geschaffen. Project Syndicate…Martin Feldstein, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Harvard…Die Konturen der US Steuerreform

Tim Oliver Feicke
www-feickecartoons.de

 

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