Erdoğan führt Türkei in die Krise

Die türkische Zentralbank erhöht die Zinsen, doch es hilft nichts: Die Währung fällt, Investoren suchen das Weite. Die Strände sind leer, auf der Einkaufsmeile Istanbuls schließen viele Geschäfte

Die türkische Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank das Bruttoinlandsprodukt im Zeitraum Juli bis September um 1,8 Prozent, wie das staatliche Statistikinstitut Turkstat mitteilte. Es handelt sich um die erste Schrumpfung seit 2009.

Daron Acemoğlu, Professor für Wirtschaft am MIT in Boston, warnt vor einem Zusammenbruch der türkischen Wirtschaft binnen der kommenden zwei Jahre, sollte die Regierung ihren Kurs beibehalten. Ausländische Investoren, sagt er, zögen sich bereits zurück, und er erwartet, dass sich diese Entwicklung unter der Präsidentschaft von Donald Trump beschleunigen könnte. Die Türkei wäre dann kaum mehr in der Lage, ihre Auslandsschulden zu bedienen.

Er sieht die Pressefreiheit als enorm wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes an. Die Gefahr von Monopolbildung und Korruption steige. Hoffnung setzt Acemoğlu in die türkische Zivilgesellschaft, die er als offener als noch in den Neunzigern einschätzt.

 Die schwache Lira ist nicht nur ein hausgemachtes Problem. Seit der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten hat die türkische Währung zum Dollar acht Prozent an Wert verloren. Die Erwartung steigender Zinsen in den USA lässt Anleger aus vielen Schwellenländern Geld abziehen. Aber die Schwierigkeiten fingen schon vor Trump an – und auch schon vor dem Putschversuch im Juli. Oppositionspolitiker und Regierungskritiker sitzen in Haft, Zehntausende haben ihren Job verloren und sehen sich mit Terror-Ermittlungen konfrontiert. Die Unsicherheit im Land schreckt Investoren ab.

Harm Bengen www.w-t-w.org/en/harm-bengen www.harmbengen.de

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