Angela Merkel beim World Economic Forum

World Economic Forum Annual Meeting
22—25 January 2019 Davos-Klosters, Switzerland

WELT: Die sich wandelnden Kräfteverhältnisse auf der Welt machen aus Sicht von Kanzlerin Angela Merkel eine Reform der großen internationalen Organisationen nötig. Beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos sagte Merkel am Mittwoch, die internationale Ordnung gerate unter Druck. Länder wie China und Indien beeinflussten die Weltwirtschaft inzwischen viel stärker. Die internationalen Organisationen müssten die neuen Kräfteverhältnisse widerspiegeln.

Solche Reformen seien schwierig, aber notwendig, sagte Merkel. Wenn ein bestehendes System zu langsam auf Veränderungen reagiere, bildeten sich parallele Institutionen wie etwa eine asiatische Investitionsbank als Gegengewicht zur Weltbank.

Zugleich warnte Merkel vor einer Wiederholung der Bankenkrise von vor mehr als zehn Jahren. Die Zinspolitik der großen Notenbanken zeige, «dass wir letztendlich immer noch an dieser Krise knabbern, dass wir immer noch nicht raus sind», sagte die Bundeskanzlerin.

Durch die Bankenkrise habe man sich Raum für mögliche kommende Aufgaben genommen und müsse deshalb möglichst schnell zur Normalisierung zurückkommen. «Wenn man ehrlich ist, steckt uns diese Krise heute noch in den Knochen», sagte Merkel. «Sie hat unglaublich viel Vertrauen gekostet in der Politik, aber auch im Bereich der Wirtschaft, insbesondere im Finanzsektor.»

Merkel legte erneut ein klares Bekenntnis zum Multilateralismus ab – ohne die nationalistische Politik beispielsweise von US-Präsident Donald Trump zu erwähnen. Multilateralismus sei, «auch wenn es Mut erfordert, die Voraussetzung für unsere Politik». Es lohne sich, hier Gleichgesinnte zusammenzubringen, «weil alles andere uns ins Elend führen wird».

Merkel sagte, eine «Vielzahl von Störungen und Verunsicherungen im multilateralen System» führten neben anderen Herausforderungen zu sinkenden Wachstumsprognosen durch den Internationalen Währungsfonds. Vor diesem Hintergrund solle das Forum in Davos einen Beitrag leisten, «besser mehr Sicherheit wieder in die Dinge hineinzubringen, als dass die Unsicherheit noch wachsen sollte».

Zu Beginn ihrer Rede hatte Merkel den internationalen Teilnehmern des Treffens versichert: «Ich darf Ihnen sagen, dass Deutschland wieder eine stabile Regierung hat und wir nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gewillt sind, gut zu arbeiten.»

Silvan Wegmann
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