Konjunktur und Krise

Finanzkompetenz oder „Financial Literacy“. Verbessern Sie Ihr Finanzwissen. Finanzwissen im Brennpunkt Prof. Dr. Herri.

Die Finanzkrise der Jahre 2008/2009 hatte dramatische Auswirkungen auf das reale Wirtschaftsgeschehen. Der internationale Vergleich zeigt, dass sich nicht alle Länder in gleicher Art und Weise erholt haben. An verschiedenen Orten gibt es noch einiges an „struktureller Arbeit“. Schauen Sie sich den Vergleich an.

Meine Damen und Herren, seit Jahren versucht man uns klar zu machen, dass wir von einer Krise in die andere schlittern. Ich möchte das heute ein wenig relativieren. Dies im Sinne von „stellen Sie sich vor, es ist Krise und niemand geht hin“. Lassen Sie mich mit diesem Bild die Stimmung charakterisieren: die Stimmung in den Medien, Deflation, Depression, Gold als sicherer Hafen, Krise, Krise, Krise. Schauen wir uns doch die Zahlen einmal an. Hier ist die Entwicklung des Bruttoinlandproduktes in der Schweiz von vor der Krise 2008 bis ans aktuelle Ende. Hier die Auswirkungen der Finanzkrise: Sie hat zu einem Einbruch der Konjunkturentwicklung in der Schweiz von einem Niveau von 100 bis etwa ein Niveau auf etwa 97 geführt. Es hat dann etwa 2 Jahre gedauert, bis das Vor-Krisenniveau wieder erreicht wurde. Heute liegt die Konjunkturentwicklung wieder rund 8% oberhalb des Vor-Krisenniveaus.
Betrachten wir ein paar andere Länder: Die USA. Sie sehen eine ziemlich parallele Entwicklung. Die US-Konjunktur hat einen etwas grösseren Einbruch gesehen, hat sich dann nach etwa einem halben Jahr nach der Schweiz auch wieder erholt und ist heute rund 10% oberhalb des Niveaus vor der Finanzkrise.
Gehen wir nach Deutschland. Deutschland hat einen echt starken Konjunktureinbruch gehabt von 100 auf rund 93 und hat dann etwa gleich lange gebraucht, wie die USA, bis es sich erholt hat. Das aktuelle Niveau (Ende 2015) liegt etwa 5-6% oberhalb des Vor-Krisenniveaus. Nun gibt es aber auch Länder, die nicht konjunkturelle, sondern veritable strukturelle Probleme haben. Hier die Kurve der Länder im Euroraum, nun aber ohne Deutschland. Diese Länder, die weiterhin mit ihren strukturellen Problemen kämpfen, sind noch heute auf einem Einkommensniveau, das etwa 3-5% unterhalb des Niveaus von vor der Finanzkrise ist. Die Daten stammen von Datastream und sind freundlicherweise von Aymo Brunetti zur Verfügung gestellt worden. Hier zeigen sich strukturelle Probleme, die unbedingt angegangen werden müssen. Ich will all diese Probleme nicht verniedlichen, meine Damen und Herren, man sieht an dieser Grafik aber auch, dass man sich in den Köpfen endlich einmal vom absoluten Krisenmodus, der überall vorherrscht, endlich lösen sollte.
Ich fasse zusammen: Die Finanzkrise war eine einschneidendes Ereignis für die Konjunktursituation in allen unseren Ländern. Sie hat aber nicht zuletzt strukturelle Schwächen offengelegt, die man endlich nachhaltig angehen muss. In einzelnen Ländern sind sie angegangen worden und haben auch schon Früchte getragen. Es gibt aber immer noch Länder, die brauchen zwar einerseits Unterstützung und andererseits Zeit, müssen aber endlich bereit sein, die strukturellen Probleme anzugehen, die sie bremsen. Ich bin der Meinung, man sollte allenthalben (vor allem in der Köpfen) endlich den Krisenmodus verlassen und ein bisschen optimistischer in die Zukunft schauen.

Harm Bengen www.w-t-w.org/en/harm-bengen www.harmbengen.de

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