Mafia, Korruption und versickerte Fördermilliarden „Italiens Süden stirbt“

Für Sizilien ist selbst Griechenland ein Vorbild. Bestseller-Autor Roberto Saviano warnt in einem offenen Brief: „Italiens Süden stirbt“. Schuld sind Korruption, die Mafia, versickerte Fördermilliarden – und eine gnadenlos versagende Verwaltung.

Dirk Schümer berichtet: : Die Existenzkrise des Mezzogiorno – und damit auch ganz Italiens – liegt zuvörderst an den Süditalienern selbst, von denen es sich ein erklecklicher Teil in ihrem Mittelmeerparadies der Subventionen, der Steuervermeidung, der organisierten Ineffizienz und effizienten Kriminalität bequem gemacht hat. Im Mezzogiorno können Italiener mit masochistischem Vergnügen immer neue Monstrositäten des geplanten Staatsversagens finden, und die Medien füttern diese Horrorliste mit stetiger Frequenz.

Da gibt es in Sizilien teuer ausgebaute Zugstrecken, die nie befahren werden. Oder jahrelang geschlossene Museen mit achtzig, hundert Festangestellten. In vielen Rathäusern lost man zum Monatsbeginn aus, welcher Pechvogel für die glücklichen Kollegen die Stechuhr betätigen muss. In Messina braucht es ein Vierteljahrhundert zum Eintreiben von Schulden nach einem Konkurs. Und in Neapel sind viermal so viele Müllmänner angestellt wie in Mailand, doch der Müll wird nur sehr sporadisch abgeholt und hinterher meist in illegalen und krebserregenden Kippen vor der Stadt von der Camorra verbrannt. Diese Liste aus einem Staatswesen, wo einzig Verwandtschaft und Klientelwesen zu Stellen im Öffentlichen Dienst bevorrechtigen, ließe sich nach Belieben fortsetzen.

Offenbar haben sich Millionen von Süditalienern ihre staatsferne Nische gesucht, kommen mit Schutzgeld an die – ordnungspolitisch durchaus effektive – Mafia, mit niedrigen Steuern, Schwarzarbeit und einem pharaonisch ausufernden Behördenstaat ganz gut über die Runden. Öffentlicher Bankrott und unfähige Verwaltung schließen auch in Süditalien privaten Wohlstand ganz und gar nicht aus. Deshalb ist auch den grauenvollen Statistiken, die Saviano anführt, nicht unbedingt zu trauen; sie geben nur die offiziell gemessene Misere kund. Vielleicht auch das war der Grund für Premierminister Renzi, seine Landsleute im Süden mit ihrem „Gejammer“ ausnahmsweise zu kritisieren und zu fordern, man möge endlich die Ärmel hochkrempeln…
Für Sizilien ist selbst Griechenland ein Vorbild

Modica-Sicily-Italy

Siehe hierzu auch:
Verbrechen ermöglichen ein behördlich geschütztes Schweizer Geschäftsmodell
Frauen und Kinder leiden überproportional durch Korruption

Ein Gedanke zu „Mafia, Korruption und versickerte Fördermilliarden „Italiens Süden stirbt“

  1. Pingback: Warum verschenkt ein italienisches Dorf Häuser? | W-T-W

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