MAFIA LAND – Deutschland

Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L.
Achtteiliger True-Crime-Podcast über die Geschichte des
Stuttgarter Pizzawirts Mario L.   / Ab 13. April 2023 in der ARD Audiothek

„MAFIA LAND“ erzählt die Geschichte eines schillernden Mannes, der als charmant und geistreich gilt, der nach außen das arbeitsreiche Leben eines italienischen Gastronomen führte, den Ermittler aber für den deutschen Arm der ‚Ndrangheta halten.

Ein mutmaßlicher Mafioso in der Stuttgarter High Society

Es ist der 9. Januar 2018. Im frühen Morgengrauen schlagen sie zu, die mutigsten Mafiajäger:innen unserer Zeit. In Kalabrien und gleichzeitig auch 1.700 Kilometer weiter nördlich, in der Nähe von Stuttgart, werden fast 170 Männer aus dem Schlaf gerissen und schließlich in Kalabrien vor Gericht gestellt. Unter ihnen ist auch der mutmaßliche Ober-Mafioso von Stuttgart. Mario L. war Stuttgarter Promiwirt, soll weit über 100 Restaurants erpresst haben, außerdem eine Ferienanlage in Italien besitzen. Man war stolz darauf, ihn zu kennen. Seine Partys galten als legendär und bekannte Politiker gingen bei ihm ein und aus. Inzwischen ist Mario L. in zwei Instanzen zu über acht Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Kalabrien absitzt. Man darf davon ausgehen, dass sich die Mafia derweil größtenteils unbemerkt weiter ausbreitet – auch in Baden-Württemberg.

Die Mafia und die Infiltrierung der deutschen Politik

Verdiente die kalabrische Mafia früher hauptsächlich ihr Geld mit Geldwäsche, Drogen und Schutzgelderpressung, hat sie ihr Geschäftsfeld längst sehr erfolgreich erweitert: große Immobilienprojekte, Flüchtlingsunterkünfte, Windparks. Sie erzielt dadurch mit geschätzt 53 Milliarden Euro einen fast doppelt so hohen Jahresumsatz wie die Deutsche Bank. Stuttgart und Umgebung gelten als Hochburg in Deutschland. Archaische Rituale, mutige Mafiajäger:innen und abgründige Verstrickungen zwischen dem Stuttgarter Hinterland und kleinen kalabrischen Dörfern bilden den Hintergrund dieser True-Crime-Story.

Die Produktion

„MAFIA LAND – Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L.“ ist eine Produktion von 190p im Auftrag des SWR. Alle acht Folgen der True-Crime-Serie gibt es ab 13. April in der ARD Audiothek zu hören. Auf allen Drittplattformen erscheint der Podcast wöchentlich, ab dem 13. April, mit je einer neuen Folge.

 

 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
12.04.2023

Folge 1: Der verlorene Sohn

Im Jahr 2018 wird Mario L. im Zuge einer Großrazzia der italienischen Polizei verhaftet und vor Gericht gestellt. Die Ermittler werfen ihm vor, ein wichtiger Statthalter der kalabrischen Mafia-Organisation Ndrangheta zu sein. Sein erstes Restaurant „Da Ma..

 
 
 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
12.04.2023

Folge 2: House of Da Mario

Ermittler sagen: Mario L. sei einer der wichtigsten Strippenzieher der Ndrangheta in Deutschland. Aber wie soll das einem einfachen Pizzawirt gelungen sein? Helena Piontek und Birgit Tanner treffen auf ehemalige Mitarbeiter und Stammgäste, die Mario L. …
*Der Finanzexperte Andreas Frank hatte bereits 2009 Strafanzeige gegen Ministerpräsident Günther Oettinger gestellt – wegen Beihilfe zur Geldwäsche. 

 
 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
12.04.2023

Folge 3: Die Netzwerker

Auf ihrer Italienreise treffen Birgit Tanner und Helena Piontek in Venedig auf die Mafia-Expertin *Petra Reski, um mehr über den Ursprung und die unterschiedlichen Strukturen der italienischen Mafia zu erfahren. Denn nicht jeder Mafia-Clan agiert gleich un..

 
 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
12.04.2023

Folge 4: 1364 Seiten

In Folge 4 tauchen Helena Piontek und Birgit Tanner immer weiter in das Gebaren der Ndrangheta ein und zeichnen nach, wie die Organisation ihre Methoden so weit perfektioniert hat, dass sie sogar eine eigentlich harmlose Städtepartnerschaft zwischen Itali..

 
 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
12.04.2023

Folge 5: Die Jäger

In Folge 5 erfahren Birgit Tanner und Helena Piontek, was es bedeutet, sich gegen die Ndrangheta zur Wehr zu setzen. In Italien treffen sie auf einen Bauunternehmer, der in steter Alarmbereitschaft lebt, weil er keine Geschäfte mit der Mafia machen wollte

 
 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
12.04.2023

Folge 6: Vendetta

In Folge 6 reisen Birgit Tanner und Helena Piontek dahin, wo alles begann: nach San Luca, zur Wiege der Ndrangheta. Wir erfahren nicht nur mehr über den Ursprung der weltweit mächtigsten Mafia-Organisation und ihrer besonderen Verbindung zu Deutschland,

 
 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
12.04.2023

Folge 7: Die Heiligen

In den vergangenen Folgen haben wir erfahren, wie die Ndrangheta ihre Methoden über die Jahrzehnte perfektioniert hat, wie sich die Organisation angepasst und neu erfunden hat. Nun steht ein neuer Quantensprung bevor, denn wie Helena und Birgit von Rechts

 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
12.04.2023

Folge 8: Super Mario L.

Warum kann ein Mann, dem über 20 Jahre lang der Mafiaverdacht anhaftet, in Deutschland machen, was er will? In der letzten Folge machen sich Helena Piontek und Birgit Tanner erneut auf die Reise, um Antworten zu finden und Mario L. mit den Mafiavorwürfen..

 
 
Mafia Land - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L. - ein aktueller True Crime Podcast aus Baden-Württemberg. Ermittler sind überzeugt: Mario L. war so etwas wie der "auswärtige Arm" eines Ndrangheta-Clans und gehörte damit zur größten kriminellen Organisation der Welt. (Foto: Das Wappen Baden-Württembergs mit roten Blutspritzern und dem Schriftzug MAFIA LAND)
03.04.2023

Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L.

MAFIA LAND erzählt die Geschichte eines Mannes, der als charmant und geistreich gilt, der nach außen das arbeitsreiche Leben eines italienischen Gastronomen führte, den Ermittlerinnen und Ermittler aber für den deutschen Arm der Ndrangheta halten. Die Ges..

 

  • Wolfgang Rahm
    Der erfolgreiche LKA- Ermittler,  Kriminalhauptkommissar Wolfgang Rahm, wird nicht etwa befördert, sondern er wird von seinen Aufgaben entbunden und versetzt – oder wie die beiden Autoren des SZ-Artikels formulieren „kaltgestellt“. Weitere Angaben zu diesem doch schockierenden Vorgang seien, so die Autoren, weder vom LKA noch von der Staatsanwaltschaft Stuttgart gemacht worden.nach dem damaligen Ermittlungserfolg gegen Mario L. von seinen Aufgaben entbunden worden ist. Rahm soll davon ausgegangen sein, dass es im Raum Stuttgart jetzt zu einer Reihe von Folgeverfahren kommt. Doch statt des großen Schlags gegen die Mafia wurde mit Rahm ein italienisch sprechender Experte des LKA von seinen Aufgaben entbunden
    Baden-Württemberg: Eine Hochburg der italienischen Mafia!
    Die Mafia und ihre Verbindungen
    Mafia in Deutschland Wie italienische Schüler gegen die Mafia vorgingenDeutschland bislang Ruheort für italienische Mafia / Deutschlandfunk

    Auch Kriminalhauptkommissar Wolfgang Rahm hält es für unabdingbar, die teilweise veralteten Bekämpfungsstrategien der neuen Mafia anzupassen. Nur durch eine intensive internationale Zusammenarbeit – wie jüngst zwischen Rottweil und Palermo – seien Ermittlungen häufiger und erfolgreich möglich.
    „Die heutigen Mafiabosse, die leben mitten unter uns. Sie sind finanzstarke Saubermänner, die hauptsächlich um die Reinvestition des kriminellen Geldes bemüht sind und auch versuchen, Kontakte in alle Gesellschaftsschichten zu erschließen und auch zu Entscheidungsträgern. Und bedauerlicherweise gelingt ihnen das immer wieder. Es sind Kontakte zu Vertretern der Strafverfolgungsbehörden, es sind Vertreter der Medien, es sind schlichtweg in allen Ebenen, wo wir es oft nicht vermuten. Toto Riina hat mal gesagt: Ohne den Kontakt zur Politik in die Gesellschaft würde es die Mafia nicht geben. Und er hat sicherlich nicht unrecht.“

 

 

 

La Mafia non esiste - Ausgabe 355

La Mafia non esiste

Jahrelang konnte der Mafioso Lavorato in Deutschland ungestört Drogengeld waschen und sich als Lieblingswirt des CDU-Politikers Oettinger präsentieren. Erst 2019 wurde er in Italien zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.
Foto: Privat
Deutschland, ein Paradies für Geldwäscher

Um „brutalstmögliche Aufklärung“ bemüht

Unionsparteien lassen Whistleblowerschutzgesetz erneut scheitern

Pressemitteilung zur Blockade des zustimmungspflichtigen Hinweisgeberschutzgesetzes im Bundesrat durch Landesregierungen mit CDU/CSU-Beteiligung.

Kaum zu glauben, aber auf den letzten Metern lassen CDU/CSU das Hinweisgeberschutzgesetz doch noch scheitern. Landesregierungen mit CDU/CSU-Beteiligung versagen dem vom Bundestag am 16.12.2022 beschlossenen Gesetz im Bundesrat die notwendige Zustimmung. Damit hat Deutschland die EU-Whistleblowing-Richtlinie mehr als ein Jahr nach Ablauf der Frist und trotz des laufenden Vertragsverletzungsverfahrens immer noch nicht umgesetzt.

„CDU/CSU lassen Whistleblower mit ihrer Blockadehaltung im Bundesrat erneut im Stich, wie bei allen früheren Anläufen für ein Hinweisgeberschutzgesetz. Den Schaden davon haben nicht nur die Whistleblower, sondern auch Demokratie, Rechtsstaat und die Wirtschaft selber“, kritisiert die Vorsitzende von Whistleblower-Netzwerk, Annegret Falter.

Whistleblower sorgen mit ihren Meldungen für die frühzeitige Aufdeckung von Missständen in Unternehmen – bevor der Schaden zu Reputationsverlust und Haftungsansprüchen führt. Zudem weisen sie die Gesellschaft auf staatliche Kontroll- und Regelungslücken hin (z.B. bei Cum-Ex). Deswegen liegt es im ureigensten Interesse von Gesellschaft und Wirtschaft, Whistleblower zu ermutigen. Derzeit werden sie jedoch durch fehlende Rechtsklarheit und Rechtssicherheit abgeschreckt.

„Die soeben im Bundesrat vorgetragenen Argumente gegen den vorliegenden Gesetzentwurf wegen einer vermeintlich zu hohen Belastung der Wirtschaft in Krisenzeiten sind der ewig gleiche alte Wein in neuen Schläuchen“, so Annegret Falter. Schließlich ist Hinweisgeberschutz auch Unternehmensschutz, wie Bundesjustizminister Marco Buschmann in der ersten Bundestagslesung (29.09.22) zum Hinweisgeberschutzgesetz erklärt hat.

Zu diesen Argumenten hat Whistleblower-Netzwerk seit Jahren ausführlich Stellung bezogen, zuletzt bei der Expertenanhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestags am 19.10.2022.

Weitere Informationen:

Dooa Eladl
www.w-t-w.org/en/doaa-eladl/

Grundsteuerreform – Die einfachen Bürger werden vorgeführt!

Die Reform der Grundsteuer überfordert Bürger und
verschont Oligarchen

„Die einfachen Bürger werden vorgeführt“, kritisiert der Anti-Geldwäsche-Experte
Andreas Frank, der die beiden EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland angestoßen hatte. „Sie messen pflichtbewusst ihre Immobilien aus, um die exakte Quadratmeterzahl zu berechnen.“ Danach müssten sie Kurse belegen, um das Elster-Formular zur Grundsteuer überhaupt ausfüllen zu können und das auch noch bezahlen. „Und sie gehen das Risiko ein, bei ungenauen Angaben strafrechtlich belangt zu werden“, sagt Frank. „Eigentlich müssten die Finanzbehörden an die großen Fische ran. Unter Strafandrohung einfordern, dass die wahren Besitzer sich identifizieren und belegen, woher sie das Geld für die Immobilie haben und wo die Steuern entrichtet wurden“, sagt Frank. „Widersetzen sich die Angeschriebenen, sollte der Staat die Immobilie konfiszieren“, fordert er. „Aber das will unsere Bundesregierung nicht tun. Nur die Bürger müssen alles offenlegen.“….

Die Reform der Grundsteuer überfordert Bürger und verschont Oligarchen

Die Bundesregierung verpasst Kritikern zufolge die Chance, undurchsichtige
Eigentumsstrukturen zu beseitigen. Die erleichtern Geldwäsche internationaler
Verbrecher wie der Mafia.

Von Markus Zydra, Frankfurt

In Deutschland kümmere man sich beim Kampf gegen Finanzkriminalität stark
um die kleinen Fische, doch „die dicken Fische, die schwimmen uns davon“,
sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) im Spätsommer. Damals
versprach er einen „neuen Ansatz“ im Kampf gegen Geldwäsche und
Terrorfinanzierung. Auch die „effektive Durchsetzung von Sanktionen
angesichts des UkraineKriegs“ funktioniere nicht, gestand Lindner ein, und
zwar wegen der hiesigen Behördenstruktur. Er wolle, „dass die ehrlichen
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nicht die Dummen sind, weil diejenigen, die
sich nicht an die Regeln halten, profitieren können und man ihnen nicht auf die
Spur kommt“.

Während Lindner seine Pläne präsentiert, kämpfen sich Millionen Bundesbürger
durch die Grundsteuerunterlagen. Die Grundsteuerreform wurde auf Forderung
des Bundesverfassungsgerichts angestoßen. Für die Neuberechnung müssen
jetzt fast 36 Millionen Grundstücke neu bewertet werden. Die elektronische
Übermittlung ist nicht nur für ältere Menschen kompliziert. Die Frist zur
Abgabe wurde deshalb bis Ende Januar 2023 verlängert.
Die Grundsteuerreform wäre nach Ansicht von Experten eine gute Chance
gewesen, um beispielsweise endlich zu erfahren, welche sanktionierten
russischen Oligarchen in Deutschland Immobilien besitzen. Auch andere
Personen vermeiden es, solche Besitzverhältnisse offenzulegen mithilfe
undurchsichtiger Eigentumsgeflechte. Das Netzwerk Steuergerechtigkeit schätzt
den Wert von Immobilien im Besitz von Briefkastenfirmen in Deutschland in
einer Studie auf 300 Milliarden Euro. Schon lange beklagen Städte und
Kommunen, dass sie nicht wissen, wem manche Grundstücke und Immobilien
in Bestlagen gehören.

All diese Immobilienfirmen müssen jetzt im Rahmen der Grundsteuerreform
ebenfalls die Formulare der elektronischen Steuererklärung, kurz Elster,
bestücken. Während einfache Bürger am Ausfüllen der geforderten Angaben
verzweifeln, habe die Bundesregierung hier im Kampf gegen Finanzkriminalität
eine gute Gelegenheit verpasst, sagen Fachleute. „Oft verstecken internationale

Verbrecher und sanktionierte russische Oligarchen ihre Immobilienvermögen
hinter komplexen Firmenstrukturen“, beklagt der SPDBundestagsabgeordnete
Andreas Schwarz im Gespräch mit der SZ. Der Betriebswirt ist Mitglied in der
Parliamentary IntelligenceSecurity, einem vom USKongress organisierten
Forum, in dem internationale Fachleute und Politiker Maßnahmen zur
Bekämpfung von Terrorfinanzierung entwickeln. SPDPolitiker Schwarz meint:
„Wenn man jetzt schon diesen Aufwand mit der Grundsteuer betreibt, dann
hätten die Finanzbehörden, wie bei den Bürgern auch, bei den Unternehmen
nachfragen müssen, wer die wahren Eigentümer der Grundstücke sind. Das war
eine verpasste Chance.“ Das Bundesfinanzministerium teilte dazu mit, dass die
generelle Ermittlung eines wirtschaftlich Berechtigten zu einem
unverhältnismäßigen Überprüfungs und Verwaltungsaufwand führen würde.
Mafiöse Organisationen, Diktatoren, autokratische Geheimdienste, Oligarchen
und Kleptokraten waschen in Deutschland jährlich etwa 100 Milliarden Euro
aus ihren kriminellen Geschäften mit Menschen, Drogen, Waffen und
Umweltzerstörung. Der Betrag entspricht einem Viertel des Bundeshaushalts.
Die Verbrecher investieren ihr Vermögen hierzulande sehr oft auf dem 15
Billionen Euro schweren deutschen Immobilienmarkt.
„Teilweise unsoziale Bewertungsverfahren“

Auch Steuerexperten sprechen daher von einer verpassten Chance. „Der
Gesetzgeber hätte überlegen sollen, ob er im Rahmen der
Geldwäschebekämpfung die Grundsteuerreform nutzen kann“, sagt Johannes
Stößel, Steuerberater und Dozent an der Universität Bamberg. Beispielsweise
könne man durch eine reformierte Erhebung die wirtschaftlich berechtigten
Personen von Immobilien, die sich teilweise durch
Kapitalgesellschaftskonstruktionen versteckten, in Erfahrung bringen. „Anstatt
die gesetzgeberischen Ressourcen in unterschiedliche Ländermodelle und
teilweise unsoziale Bewertungsverfahren wie in Bayern zu investieren, wäre
dies ein sinnvoller Ansatzpunkt gewesen, die grundsätzlich notwendige
Grundsteuerreform zu nutzen.“

Deutschland hat dem dreckigen Geld jahrzehntelang die Tür aufgehalten. Die
EUKommission strengte bereits 2005 und 2009 wegen mangelhafter
Umsetzung des Geldwäschegesetzes ein Vertragsverletzungsverfahren gegen
Deutschland an. Doch viel besser wurde es nicht. Das globale Anti
Geldwäschegremium „Financial Action Task Force“ (FATF) beklagte 2022 in
seinem DeutschlandBericht, die zuständigen Behörden täten zu wenig, um
Finanztransaktionen großer Verbrechersyndikate zu ermitteln und gerichtlich zu
verfolgen. In seiner Zeit als Bundesfinanzminister verteidigte Olaf Scholz (SPD)
die Regelung, dass man in Deutschland eine Immobilie mit einem Koffer voll
Bargeld bezahlen darf. Dieses Geschäftsgebaren soll nun mit dem Sanktionsdurchsetzungsgesetz II verboten werden. Allerdings: Wenn
Immobiliengeschäfte künftig verbotenerweise in bar abgewickelt würden, bliebe
der Eigentumsübergang davon unberührt.
Sueddeutsche.de

Kostas Koufogiorgos on Twitter: "#Geldwäsche mit Immobilien #Betongeld https://t.co/rFCqWMpWFs" / TwitterKostas Koufogiorgos

Russengeld und die Schweiz

Eine Liebesbeziehung in der Krise

Wie russisches Geld auf Schweizer Banken kommt – ein Insider packt aus.

Die Schweiz sei zentral für korrupte Gelder aus Russland, sagen Kritiker. Die offizielle Schweiz verweist auf strenge Geldwäscherei-Gesetze; Insider sprechen von Gesetzes-Lücken. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die Sanktionen rücken russische Gelder in den Fokus.

Schokolade, Berge und … Banken. Das waren Reaktionen, die der langjährige SRF Russland-Korrespondent Christof Franzen jeweils zum Thema Schweiz erhielt. Schweizer Banken lösen in Russland Emotionen aus. Es gibt einerseits den Traum, selbst über ein Schweizer Bankkonto zu verfügen, weil es für Prestige, Stabilität und Sicherheit steht. Aber es gibt auch Ärger darüber, dass in der Schweiz Gelder liegen, die korrupte Beamte und Geschäftsleute illegal aus Russland geschafft haben.

In Russland ist das Vermögen noch ungerechter verteilt als anderswo. Und die Schweiz ist ein Land, das Sicherheit bietet: Ein demokratischer Rechtsstaat mit stabiler Währung, weder Mitglied der EU noch der NATO und einem Vermögensverwaltungssektor auf höchstem Niveau. Das wirkt anziehend: für Geschäftsleute oder Privatpersonen, die legitime Vermögen und Gewinne sicher anlegen möchten. Aber eben auch für Korrupte und Verbrecher, die hier Gelder investieren und ins Reine bringen wollen.

Filmemacher Christof Franzen war in Russland und in der Schweiz unterwegs mit Fragen: Was sind das für russische Gelder, die in die Schweiz kommen und wer sind ihre Besitzer? Wann sind Gelder schmutzig und wann sind sie sauber? Und wie werden sie «gewaschen»? Und was ändert sich für die russischen Klienten seit dem Krieg in der Ukraine?

Das Ganze ist sehr komplex. Russland zählt zu den korruptesten Ländern Europas. Die Schweizer Strafverfolgungsbehörden müssen aber mit russischen Behörden zusammenarbeiten, wenn sie die illegale Herkunft von Geldern beweisen wollen. Zudem gibt es laut Kritikern nach wie vor einen Industriezweig, der damit beschäftigt ist, die Herkunft der Gelder zu verschleiern. «Wir sind den Behörden immer zwei, drei Schritte voraus», sagt ein Banken Insider. Und ein Fachjournalist resümiert: «Die Schweiz hatte vor Russland kapituliert.» Bei manch heiklen Russen-Geldern hätten alle weggeschaut.

Die Schweiz steht seit vielen Jahren in der Kritik, dass sie nur so viel gegen verdächtige Kapitalströme tue, um nicht auf irgendwelche schwarzen Listen zu geraten. «Es gibt wenig politischen Willen, mehr zu tun, als dass man international muss», klagt eine Parlamentarierin. Und ein Banken Insider meint: «Es ist nach wie vor viel möglich in der Schweiz». Dies unter anderem weil Anwälte und Notare nicht dem Geldwäscherei-Gesetz unterstehen.

Russengelder in der Schweiz – ein Film um erfundene Lebensläufe, verschwiegene Anwälte und Banker. Ein Film, in dem es auch um Recht geht – juristisch und moralisch.

Ein Film von Christof Franzen / 3sat

Isabell Hemming
www.w-t-w.org/en/isabell-hemming/

Drogen, Morde, Geldwäsche: Die Macht der Kokainhändler

Ein Anwalt, der auf offener Straße erschossen wird, ein Journalist, der im Zentrum Amsterdams ermordet wird – in den Niederlanden hat sich rund um den Kokainhandel in den letzten Jahren eine Drogen-Mafia entwickelt, die Milliarden verdient und anscheinend vor nichts zurückschreckt.
Vor allem mit dem Mord am Journalisten Peter F. de Vries ist klargeworden, dass die organisierte Kriminalität die Niederlande in ihren Grundfesten bedroht. „Es ist ein Krieg um Macht und Milliarden. Es geht darum zu töten, um nicht getötet zu werden,“ so ein bekannter niederländischer Anwalt.

Der Kokainschmuggel über die Häfen Antwerpen, Rotterdam und Hamburg steigt seit Jahren dramatisch an. Ermittler sind dem illegalen Treiben mit allen denkbaren Methoden auf der Spur. Bei Razzien finden sie regelmäßig Waffen und riesige Mengen an Drogen und nehmen viele Verdächtige fest.

Gleichzeitig berichten sie: Das mit den Drogen verdiente illegale Geld wird gerade auch in Deutschland gewaschen. Immer wieder werden an den deutschen Grenzen Kuriere aufgegriffen, die Hunderttausende, teils Millionen Euro in die Bundesrepublik transportieren. Hier gibt es – anders als in den meisten Ländern – keine Grenzen für Bargeldgeschäfte; Verdachtsfälle auf Geldwäsche werden selten gemeldet und landen noch seltener vor Gericht. So können Kokainkartelle Drogen-Geld in teure Waren investieren, diese aus Deutschland exportieren und wieder zu Geld machen, dessen krimineller Ursprung kaum noch zu rekonstruieren ist. Mithilfe des gewaschenen Geldes werden Drogenhändler zu Investoren und scheinbar legalen Geschäftsleuten. “Ich glaube, dass mittlerweile unglaublich viele sehr, sehr teure Immobilien in der Hand von Kriminellen sind“, so die Einschätzung eines Ermittlers.

Die „Story“ gibt Einblick in die Welt der organisierten Kriminalität rund um den stetig wachsenden Kokainschmuggel. Sie begleitet Ermittler in den Niederlanden, wo die Drogen ankommen und sich aktuell der brutale Kampf um Märkte abspielt. Und sie zeigt auch, wie trickreich die Drogenhändler ihre Gewinne waschen und mit welch unglaublichem Aufwand deutsche Fahnder versuchen, das illegale Geld zu finden.

Wie viel Macht haben die Drogenhändler mittlerweile schon? Die Antworten sind beunruhigend.

17.11.2021 ∙ die story ∙ WDR
 

DAS! „Dreckiges Geld“ mit Finanzexperte Markus Zydra

Markus Zydra sieht die westlichen Demokratien durch Oligarchen und internationale Verbrechersyndikate bedroht. In seinem Buch „Dreckiges Geld“ zeigt der Finanzexperte und SZ-Journalist auf, wie Kriminelle Wahlen manipulieren, Politiker bestechen und versuchen, demokratische Gesellschaften zu destabilisieren. Unterstützt werden sie dabei von westlichen Anwaltskanzleien, Wirtschafsprüfern und Banken. Deutschland ist für Markus Zydra längst Zentrum der internationalen Geldwäsche und sieht hilflos dabei zu.

 

Dreckiges Geld

Buchtipp
Wie Putins Oligarchen, die Mafia und Terroristen die westliche Demokratie angreifen

 
Dreckiges Geld / Piper Verlag

Andreas Frank und Markus Zydra
Erhältlich direkt beim Piper Verlag
oder spannend als Download bei Bücher.de/ Dreckiges Geld
mit Hör- und Lesebrobe

 

Dreckiges Geld — Inhalt

Die verkaufte Demokratie

Autokratische Herrschaftscliquen und Verbrechersyndikate unterwandern den Rechtsstaat und zerstören die Freiheit. Ihre Waffe ist das Geld. Sie bestechen Politiker und beeinflussen demokratische Wahlen durch die Finanzierung von Desinformationskampagnen. Die finsteren Geldgeschäfte dieser transnationalen Banden müssen aufhören: Nimmt man ihnen das Geld, nimmt man ihnen die Macht.

Doch die Kriminellen haben Unterstützer in unseren eigenen Reihen. Westliche Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfer und Banken helfen Finanztransaktionen zu verschleiern. Die Herkunft und Besitzverhältnisse verdächtiger Vermögen bleiben hinter Briefkastenfirmen verborgen: Russische Oligarchen besitzen viele Immobilien – doch ihr Name steht nur selten an der Tür.


Deutschland ist ein wichtiges Zentrum der internationalen Geldwäsche. In den vergangenen 30 Jahren haben die Bundes- und Landesregierungen nichts Effektives getan, um diese Kriminalität zu bekämpfen.

Dieses Buch zeigt, was nun zu tun ist.

„Viele Jahre wurde man für den Hinweis, Deutschland werde von schmutzigem Geld unterwandert, müde belächelt. Jetzt rächt sich im Ukraine-Krieg bitter, dass Deutschland ein Shopping-Paradies für Oligarchen und Mafiosi wurde.“

Fabio De Masi,

früherer Bundestagsabgeordneter der Linkspartei und Obmann im Wirecard-Untersuchungsausschuss
—-

„Dieses Buch bietet eine hervorragende Einführung in die bislang unerzählte Geschichte Deutschlands als eines wichtigen ›Zielhafens‹ für schmutziges Geld.“

James S. Henry,

Tax Justice Network
—–

„Korruption ist Gift für jede demokratische Gesellschaft. Dieses Buch zeigt auf, wie wir auf mafiöse Praktiken reagieren sollten.“

Wolfgang Ischinger,

früherer Diplomat und Chef der Münchner Sicherheitskonferenz
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„Pflichtlektüre für jeden, dem die Stärkung der Demokratie am Herzen liegt.“
—-

Thorsten Benner,

Direktor des Global Public Policy Institute, Berlin

—————-

Das Buch kann ein Beitrag dazu leisten Klimaschützer*innen und die Freunde der Demokratie zu sensibilisieren dem toxischen Zusammenhang zwischen Geldwäsche – Demokratie und Klima mehr Beachtung zukommen zu lassen.
Women and Finance

Isabell Hemming
www.w-t-w.org/en/isabell-hemming/

 

http://www.gringo-logbuch.de/wp-content/uploads/2017/07/POLE_Muellberg.jpg

Erhältlich direkt beim Piper Verlag
oder Download bei Bücher.de/ Dreckiges Geld

Informationen zu
Andreas Frank / German

 

 

 

 

 
 

Wie Nestlé und Co. mit der Ausbeutung von Wasser Profit machen!

Infosperber berichtet:

Grosskonzerne zapfen Trinkwasser an, Anwohner sitzen auf dem Trockenen. Ein Dokumentarfilm zeigt die Zustände in Vittel und Volvic.

Seit Jahren steht Nestlé in Vittel in der Kritik. Dasselbe gilt für Danone in Volvic. Die beiden Konzerne stehen im Verruf, mit abgefülltem Wasser Millionen zu verdienen, während der Bevölkerung das Trinkwasser langsam aber sicher ausgeht. Infosperber berichtete mehrmals über die Skandale in Frankreich. Ein Dokumentarfilm veranschaulicht nun, wie die Konzerne dabei vorgehen. Vordergründig ernsthaft um Lösungen bemüht, agieren sie hinter den Kulissen kühl berechnend, immer um den eigenen Vorteil bedacht. Mit dem Ziel, Mineralwasser zu verkaufen. Greenwashing par excellence.

Auf den Punkt bringt es im Film die Pariser Rechtsprofessorin Aurore Chaigneau: «Nestlé Waters stellen sich als Hüter der Ressource Wasser dar. Doch aus rechtlicher Sicht sind sie bloss Nutzer. Halten wir fest, dass sie nur da sind, um abgefülltes Wasser zu verkaufen. Dieses Unternehmen hat nur einen Zweck, nämlich aus der Ausbeutung von Wasser Profit zu schlagen.»

Diese Klarstellung ist nötig, nachdem die Dokumentation auch die Sicht des Unternehmens zeigte sowie Interessenskonflikte in der Lokalbevölkerung thematisierte. Denn allzu schnell entsteht ein Abwägen zwischen ökonomischen und ökologischen Zielen. Vor einigen Jahren noch hatte Nestlé etwa 1300 Angestellte in Vittel, zum Zeitpunkt des Filmdrehs im Jahr 2021 waren es noch 900. Dieser Trend dürfte sich verschärfen, nachdem das Unternehmen Anfang 2022 bekannt gegeben hatte, Vittel-Wasser vom deutschen Markt zu nehmen. Dorthin waren die mit Abstand meisten Exporte gegangen.

Vor diesem Hintergrund kann man sich die Diskussionen in der örtlichen Wasserkommission gut vorstellen, als in den Vogesen vor einigen Jahren das Wasser knapp wurde. Was tun? Nestlé den Hahn zudrehen und damit Arbeitsplätze gefährden, vielleicht sogar jene von Freunden, Ehemännern und -frauen, des halben Dorfs? Oder dann doch lieber Trinkwasser über eine mehrere Millionen Euro teure Pipeline aus den Nachbardörfern anpumpen? Die Wasserkommission entschied sich für Letzteres. Doch später kam ans Licht, dass die Vorsitzende mit einem Nestlé Manager verheiratet war, der dem Verein La Vigie de l’eau vorstand. Dieser wiederum gibt vor, wissenschaftlich zu arbeiten, wird aber massgeblich durch Nestlé finanziert. Unter Druck kippte die Wasserkommission den Entscheid schliesslich und sagte das Pipeline-Projekt ab. Ob das Ganze für Nestlé juristische Folgen haben wird, ist noch offen. Wie so oft in solchen Fällen ist es schwer zu beweisen, ob Nestlé sich einer illegalen Einflussnahme schuldig gemacht hat, wie Kritiker dem Konzern vorwerfen.

«Wir entnehmen mehr Wasser, als sich bildet»

Rechtsprofessorin Chaigneau, die 2020 für Forschungen nach Vittel reiste, hält solche Interessenskonflikte in der Lokalbevölkerung für verständlich. Darum plädiert sie dafür, dass der Staat eingreift und eine rechtliche Basis schafft: «Es geht nicht darum, den Menschen vor Ort die Schuld zuzuschieben. Wir müssen schlicht dafür sorgen, dass wir auch an den Erhalt des Wassers denken, nicht nur an seinen Verbrauch. So etwas sieht das französische Recht bisher kaum vor.» Oder zugespitzt formuliert: Man kann das Schicksal des Planeten nicht jenen Konzernen überlassen, die komplett andere Ziele verfolgen – selbst wenn sie sich noch so umweltfreundlich geben.

In Vittel ist die Kritik am Vorgehen von Nestlé über die Jahre gewachsen. Denn auch zum Vorschein gekommene Plastik-Müllhalden und Hunderte von Lastwagen, die durch das Vogesental donnern, erzürnen Anwohnende. Es bildete sich eine Bürgerinitiative, die für eine gerechtere Verteilung des Wassers kämpft. Das Problem streitet mittlerweile nicht einmal mehr Nestlé selbst ab: Der Grundwasserpegel sinkt seit Jahrzehnten bedrohlich. «Wir entnehmen mehr Wasser, als sich neu bildet», sagt ein Nestlé-Mann im Film erstaunlich offenherzig. «Dass der Pegel sinkt, ist nichts Neues.» Der Konzern wies aber auch darauf hin, dass er die Entnahmen freiwillig um etwa die Hälfte reduziere und ausserdem Gelder für die Regenierung der Ökosysteme ausgebe. Bis 2027 soll das Sinken des Grundwasserpegels gestoppt werden. Kritiker halten das für zu spät.

Danone kontrolliert sich selbst

Was der Wassermangel für die Bevölkerung bedeutet, wird in Volvic deutlich sichtbar, wo der Danone-Konzern Wasser entnimmt, in Flaschen abfüllt und danach in Frankreich und halb Europa verkauft: Die Bäche führen immer weniger Wasser. Die älteste Fischzucht Europas musste den Betrieb einstellen. Behörden riefen wegen des sinkenden Grundwasserpegels zum Wassersparen auf und widerriefen bereits ausgestellte Baugenehmigungen, da es für zusätzliche Einwohner an Wasser fehlte. Und Danone? Der Konzern habe die Wasserentnahmen in dieser schwierigen Zeit gar noch erhöht, sagen Kritiker. Danone jedoch behauptet im Gegenteil, «als verantwortungsvoller Akteur den Wasserverbrauch seit 2018 gesenkt» zu haben. Die Entnahmen würden um 19 Prozent unter der genehmigten Menge liegen. Wer hat recht? Das Hauptproblem ist in diesem Fall, dass unabhängige Daten fehlen. Denn Danone selbst wurde von den Behörden angehalten, Daten zu sammeln, ob die eigenen Wasserentnahmen dem Ökosystem schaden. Anders gesagt: Danone überprüft sich selbst. Auch hier reibt man sich ob der Gutgläubigkeit der Behörden den Milliardenkonzernen gegenüber verwundert die Augen.

Dass man den Konzernen ganz genau auf die Finger schauen sollte, zeigen Recherchen von Journalisten der deutschen «Zeit». Sie machten eine wissenschaftliche Studie publik, die Danone 2012 selbst in Auftrag gegeben hatte. Diese weist nach, dass die Entnahmen Danones einen andauernden Einfluss auf den Pegel des Grundwassers haben. Doch Danone konnte die Arbeit lange geheim halten, weil der Konzern sie selbst finanziert hat – bis diese geleakt wurde.

Heute deutet alles darauf hin, dass das Sinken des Grundwasserpegels in Volvic zwar natürliche Ursachen hat, dass Danone mit seinen Wasserentnahmen das Problem aber zumindest verschärft. Danone widerspricht nach wie vor, für die Folgen der Wasserknappheit verantwortlich zu sein – kein Wunder, befindet es sich auch in einem Rechtsstreit mit einem Fischzüchter. Trotzdem hat sich der Konzern nach Ausstrahlung des Films mit den Behörden geeinigt. Die Wasserentnahmen sollen um 10 Prozent, ab 2025 um 20 Prozent reduziert werden.

Coca Cola blies Ausbaupläne in Norddeutschland ab

Was in Vittel und Volvic geschieht, passiert vielerorts auf der Welt. In Erinnerung ist der Schweizer Dokumentarfilm «Bottled Life» aus dem Jahr 2012, der das Geschäft von Nestlé mit dem Trinkwasser kritisiert. Der neue deutsche vom ZDF finanzierte Dokumentarfilm thematisiert auch die Situation im norddeutschen Lüneburg, wo Coca Cola einen dritten Brunnen für die Wassergewinnung installieren wollte, das Projekt nach heftigen Protesten aus der Bevölkerung aber abblies.

Für Experten ist klar, dass der Klimawandel das Problem der schwindenden Wasserressourcen verschärfen wird. Entsprechend wird mehr staatlicher Einfluss gefordert. «Das Problem ist, dass die Folgen des Klimawandels noch nicht in den Gesetzen verankert sind», sagt Marianne Temmesfeld von der Bürgerbewegung in Lüneburg. Sie fordert ein Moratorium für Wassergesetze, ehe dies passiert ist. «Unser Wasser in Flaschen zu füllen und durch die Welt zu karren, das ist jedem klar, dass das keinen Sinn macht».

Auch die französische Professorin Chaigneau hält mehr staatlichen Einfluss für angebracht, um die Wasserressourcen langfristig zu sichern. «Im Gesetz wird Wasser stets im Zusammenhang mit Grundbesitz behandelt. Im Mittelpunkt stand der Boden. Heute ist uns bewusst, dass Wasser eine eigenständige Ressource ist», sagt sie. Das Schlusswort im Dokumentarfilm hat die ehemalige französische Umweltministerin Corinne Lepage, die als Anwältin einen betroffenen Fischzüchter gegen Danone vertritt: «A priori gehört das Wasser niemandem. Es gibt die Möglichkeit Wasser zu teilen, zu privatisieren. Aber das Wasser bleibt ein Gemeingut. Das Recht auf Wasser ist ein Menschenrecht wie das Recht auf Luft zum Atmen.»

www.w-t-w.org/en/rodrigo-de-matos

Lückenhafter Hinweisgeberschutz schadet uns allen!

„Die Bundesregierung hat sich auf einen Entwurf für das Gesetz zum Schutz von Hinweisgeber:innen geeinigt. Damit ist der Weg frei, um das Gesetz im Deutschen Bundestag zu debattieren und hoffentlich bald zu beschließen.

Aber: Trotz einiger Verbesserungen im Vergleich zum Referentenentwurf aus dem Frühjahr geht der Entwurf leider an einigen Punkten nicht weit genug. So sind im aktuellen Entwurf sogenannte „Verschlusssachen“ – also Informationen, die einer offiziellen Geheimhaltungsstufe unterliegen – vom Whistleblower-Schutz fast vollständig ausgenommen.

Wenn eine Person hierzu einen Hinweis auf einen Missstand geben möchte, dann soll es künftig nur die Möglichkeit einer Meldung an eine interne Meldestelle geben. Das reicht aus unserer Sicht nicht aus, denn gerade in diesem Bereich – man denke zum Beispiel an Edward Snowden! – bräuchten Whistleblower:innen einen besonderen Schutz.

Ein weiteres Problem ist, dass die Bundesregierung zum Teil hinter bereits bewährter Praxis zurückbleibt: Größere Unternehmen und externe Meldebehörden sollen zum Beispiel nicht verpflichtet werden, anonyme Meldemöglichkeiten einzurichten.

Dabei haben 63% der befragten größeren Unternehmen in einer Studie angegeben, bereits anonyme Meldewege zu nutzen. Und eine deutschlandweite Befragung zeigt, dass 46% der Mitarbeitenden Bedenken haben, einen Hinweis abzugeben, wenn nicht gewährleistet ist, dass mit diesem Hinweis anonym und vertraulich umgegangen wird.

Das heißt: Ohne weitere Verbesserungen droht das Gesetz die eigentlichen Ziele zu unterlaufen. Das würde neue Unsicherheiten und Unklarheiten für Hinweisgebende genauso wie für Unternehmen und Behörden mit sich bringen.

Am Ende schadet ein lückenhafter Hinweisgeberschutz uns allen. Personen, die auf Probleme hinweisen, erfahren Repressalien – von Mobbing bis zum Jobverlust. Oder sie trauen sich gar nicht erst, etwas zu sagen. Dabei zeigt die Wissenschaft: Wo Hinweisgebende geschützt sind, werden Missstände wie Korruption im Durchschnitt deutlich früher aufgedeckt. Außerdem können Unternehmen damit Kosten sparen, die mit Missständen oder deren Aufarbeitung verbunden sind.

Daher werden wir uns in den kommenden Wochen bis zur Verabschiedung des Gesetzes intensiv dafür einsetzen, dass das Gesetz noch verbessert wird. Wir suchen das Gespräch mit den zuständigen Abgeordneten und machen auch öffentlich dafür Druck.“
Transparency / Newsletter

The Edward Snowden NSA leak – Sun Sentinel

Illegal erworbene Vermögen Fiedler (SPD): Geldwäsche bekämpfen sei „glasklare Frage der Gerechtigkeit“

100 Milliarden Euro werden in Deutschland pro Jahr kriminell erwirtschaftet. Nach dem „Schnellschuss“ gegen russische Oligarchen Ende Februar wolle der Bundestag „jetzt einen großen Wurf hinkriegen“, sagte der Kriminalbeamte und SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Fiedler im Dlf.

Deutschlandfunk/ Video

 

Polizeiautos stehten vor dem Gebäude der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

Geldwäsche! Wo den?
Die Politik sieht nichts, hört nichts und sagt nichts!