Regionalwahlen in Kalabrien – Wer hat das Rennen gemacht?

Während in der Emilia-Romagna eine Anti-Salvini-Wahl stattgefunden hat, in der die Wähler sich mehrheitlich für den Kandidaten des PD (Sozialdemokraten) entschieden haben, sieht das Ergebnis in Kalabrien völlig anders aus: Gewählt wurde Jole Santelli, Kandidatin der Rechtskoalition vor dem Kandidaten des PD. Die Kandidaten der Fünfsterne-Bewegung blieben in beiden Regionen erfolglos.

Wer ist Kalabriens neue Ministerpräsidentin? In verschiedenen Medien wird sie als Mitglied von Salvinis Lega bezeichnet, was aber nicht korrekt ist: Seit Gründung der Berlusconi-Dell’Utri-Partei Forza Italia 1994 ist sie absolut getreue Gefolgsfrau von Silvio Berlusconi (1). Und tatsächlich bedankt sie sich bei den Wählern folgendermaßen: „Ich bedanke mich bei allen, aber besonders bei dem Mann, dem ich alles verdanke und der es möglich gemacht hat, in Freiheit Politik zu machen. Heute siegt der Teamgeist.“ Und der Ex-Cavaliere twittert: „Endlich kann man in Kalabrien eine neue Seite aufschlagen!“…Repubblica.it

Kalabrien kann eine neue Seite aufschlagen? – tatsächlich?

Giorgio Bongiovanni, Journalist und Gründer der Zeitung Antimafiaduemila, ist da völlig anderer Meinung. Sein Leitartikel ist überschrieben mit dem Titel: „Die Macht der Mafia“.

Zuerst zitiert der Autor aus dem definitiven Urteil, mit dem Marcello Dell’Utri, rechte Hand von B., zu 7 Jahren Haft verurteilt worden ist, die er inzwischen abgesessen hat (2) Darin stellt das Gericht fest, dass der Pakt zwischen Cosa Nostra und dem Mailänder Unternehmer für die Jahre 1974-1992 bewiesen ist und dass Dell’Utri dabei die Rolle des Vermittlers und des Garanten hatte, der dafür sorgte, dass B.s Zahlungen an die Cosa Nostra im Tausch für den Schutz seiner Familie und seiner unternehmerischen Interessen regelmäßig erfolgten. Bongiovanni bezeichnet B.s Partei als „Partei, die von einem Mafioso gegründet worden ist“ und verweist darauf, dass Cosa Nostra jahrelang Stimmen für die Democrazia Cristiana, dann kurze Zeit für die Sozialisten, und seit 1994 für die B.-Partei besorgt hat. Könnte es sein, so fragt sich Bongiovanni, dass jetzt in Kalabrien die Stimmen für die Forza-Italia-Kandidatin ebenfalls teilweise von der Mafia besorgt wurden? Zur Bestätigung seiner Hypothese zitiert er den Antimafia-Staatsanwalt Nicola Gratteri, der erst jüngst mit einer gigantischen Razzia in Kalabrien für heftige Reaktionen in der Öffentlichkeit gesorgt hat (3). In der Fernsehsendung das Geständnis des Kanals Nove hatte Gratteri geschätzt, dass in Gegenden, die fest in der Hand der Mafia sind, die `ndrangheta in der Lage sei, 30% der Wählerstimmen zu garantieren. Wenn man bedenke, dass in Kalabrien lediglich 44% der Wähler ihre Stimme abgegeben haben, so müsse man sich im Klaren sein, welchen politischen Einfluss die `ndrangheta in Kalabrien habe.

Erfreulicherweise mache jetzt aber auch das „andere Kalabrien“ von sich reden – und er verweist auf die große Demonstration in Catanzaro letzte Woche zur Unterstützung von Staatsanwaltschaft und Carabinieri, die flankiert wurde von Kundgebungen in Palermo und Catania.

Abschließend zitiert er den Antimafia-Staatsanwalt Giuseppe Lombardo, der mehrfach gemahnt hat, dass die Mafien „eine sehr ernsthafte Bedrohung für das weltweite Wirtschaftssystem“ seien. „Mit ihrem ungeheuren Investitionskapital sind sie die Protagonisten wichtiger Finanztransaktionen und kreieren höchst gefährliche Mechanismen, die darauf abzielen, das Gleichgewicht des Marktes in der Welt zu verändern.“

  1. Auf nationaler Ebene musste B.s Partei die Führungsrolle im rechten Parteienspektrum an Salvinis Lega abgeben. Meist kam Forza Italia 2019 auf weniger als 10%.
  2. In der ersten Instanz des Prozesses zur trattativa wurde er zu 12 Jahren verurteilt. In Italien muss eine Strafe erst nach dem Urteil der letzten Instanz angetreten werden.
  3. Der Generalstaatsanwalt Lupacchini, der Gratteris Arbeit im Fernsehen lächerlich gemacht hat, wird auf Beschluss des obersten Justiz-Gremiums nun wegen unangemessenem Verhalten in der Öffentlichkeit nach Turin strafversetzt.Die neue Ministerpräsidentin mit Silvio Berlusconi und neben Marcello Dell‘Utri