Wenn die Leute sich nicht mehr zu Komplizen der Mafiosi machen…

In Borgo Vecchio, einem Stadtviertel von Palermo, versucht ein Boss die Mafia neu aufzustellen. Zu seinen Maßnahmen gehört auch die Neuorganisation der Schutzgelderpressung. Doch vierzehn Geschäftsleute entschließen sich, dies bei den Carabinieri anzuzeigen. Es werden 20 mutmaßliche Schutzgelderpresser festgenommen. Der Carabinieri-General bedankt sich bei den Kaufleuten, dass sie sich an die Justiz gewendet haben und drückt seinen Respekt vor ihnen aus, indem er die Mütze abnimmt.

Bei der Vorbereitung der Festnahmen hört die Polizei viele Gespräche ab: Ein Mafioso z.B. beklagt sich über die Leute von heute: „Es ist nicht mehr so wie früher! Die Leute spielen jetzt alle Polizisten!“ Ein anderer rät einem Kumpel, sich auf den Arm das Bild von Giovanni Falcone und Paolo Borsellino tätowieren zu lassen. „Dann hören die Probleme auf“.

Höchst interessant ist aber der Dialog zwischen einem Unternehmer und dem Schutzgelderpresser, den der Unternehmer mit seinem Handy aufgenommen hat:

U= Unternehmer E=Erpresser

E: Ein kleines Geschenk! Wir organisieren jedes Jahr das Fest (der Patronin des Viertels), 2000 Euro!

U: Was soll ich machen? Ich hab‘ Sie nicht verstanden.

E: Haben Sie nie ähnliche Probleme gehabt? Woher kommen Sie?

U: Ich bin von hier, aus Palermo. Was soll ich machen? Was wollen Sie von mir?

E: Du nimmst einfach einen 500 Euroschein und gibst ihn mir für das Fest. Und du hast deine Ruhe und niemand stört dich mehr.

U: Das nennt man „pizzo“ – Schutzgeld!

E: Neeeein, wenn ich Schutzgeld verlangen würde, würde ich einen Prozentsatz auf Ihre Einkünfte verlangen.

U: Ich zeig‘ Ihnen eine Liste ….  Das sind Falcone und Borsellino. Wer schweigt und sich beugt, stirbt jedes Mal, wenn er das macht. Wer spricht und mit erhobenem Kopf geht, stirbt nur ein einziges Mal.

E: Und die Moral von der Geschichte, welche soll das sein?

U: Dass dies hier alles Opfer der Mafia sind (er zeigt ihm ein Blatt mit den „Märtyrern der Mafia“). Und das hier ist Mafia! Sie sollten sich wenigstens ein bisschen schämen für das, was sie von mir wollen! Da, nehmen Sie und studieren Sie sie. Das können Sie behalten, es sind alles Opfer der Mafia. Behalten Sie das, denn Sie sollten sich damit beschäftigen! Sie sollten sich wirklich schämen, Schutzgeld zu verlangen.

E: Ich verlange kein Schutzgeld…

U: Was dann?

E: Nur einen Beitrag für das Fest

U: Was, ein Fest? Dir zeig‘ ich’s!

Geschlossen wegen Schutzgelderpressung!

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