Whitelist: „Meine Unterschrift gegen die `Ndrangheta“

Im Theater von Reggio Calabria, Hauptstadt der Region Kalabrien, stellte die Anwältin Giovanna Cusumano Anfang Dezember eine wichtige Antimafia-Initiative vor: Jeder, der sich bewusst gegen die Mafia entscheidet, kann dies mit seiner Unterschrift dokumentieren und sich in die Liste „bewusster Bürger“ eintragen. Die Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Institutionen lässt erkennen, welche Bedeutung von Staats wegen dieser Initiative zugemessen wird.Ein Bürger küsst die Hand eines eben festgenommenen `Ndrangheta-Bosses

Die Vorgeschichte:

Im Juni 2017 wird Giuseppe Giorgi, einer der meist gesuchten Mafia-Verbrecher, von den Carabinieri festgenommen. Als er aus dem Haus geführt wird, küsst ihm ein Bürger die Hand. (Er ist leider nicht der einzige, andere folgen).

und die Fotos (s.o.) machen die Runde in ganz Italien und im Ausland.

Viele Leute in Kalabrien sind entsetzt, denn die Bilder bestätigen das Stereotyp, „Kalabresen – Mafiosi“. Der Antimafiastaatsanwalt! Giuseppe Lombardo wird im Interview gefragt, weshalb die Kalabresen eigentlich immer ausdrücklich betonen müssen, kein Mafioso zu sein. Lombardo erinnert sich zuerst an eine eigene Erfahrung: Den Gesichtsausdruck seiner Kommilitonen an der Universität, als er sagte, er habe das Gymnasium in Locri (Kalabrien) besucht, habe er nie vergessen. Jeder Italiener aus Kalabrien habe schon die Erfahrung gemacht, dass er mit den Verbrechen der `Ndrangheta in Verbindung gebracht werde, nur weil er aus Kalabrien komme. „Wir können nicht so tun, als ob es dieses Stereotyp nicht gebe. Deshalb müssen wir mehr tun als die anderen Italiener.“ Die Whitelist ermögliche nun jedem, ganz klar zu dokumentieren, „Ich bin auf der Seite des Staates, ich bin gegen die Mafia!“ und nehme andererseits allen die Möglichkeit, sich hinter der (desolaten, Anm. 1) allgemeinen Situation in Kalabrien zu verstecken. Ziel der Initiative sei es, dass man sich nicht mehr dafür rechtfertigen müsse, aus Kalabrien zu sein. Jeder wisse jetzt, dass er nur in die Präfektur gehen müsse, um ganz klar Position zu beziehen. Weshalb die Liste in der Präfektur ausliege? Weil sie die Vertretung der italienischen Zentralregierung sei, – also der richtige Ort, um zu dokumentieren, dass man auf Seiten des Staates stehe. Er hoffe, die Idee finde Anhänger auch außerhalb der Grenzen Kalabriens.

Anm. 1: Die desolate Situation der Region Kalabrien: Es ist sachlich wohl nicht falsch, wenn man behauptet, dass quasi die ganze Region von der `Ndrangheta kontrolliert wird. Bezogen auf den „Jonischen Bezirk“ – die `Ndrangheta hat Kalabrien in drei „Bezirke“ (mandamenti) aufgeteilt – wird das auch in den italienischen Medien so formuliert: „Ein ganzes Gebiet in der Geiselhaft der `Ndrangheta“…CN24tv.it

Man sollte europäische Regierungen zu einer Studienfahrt Kalabrien zwingen, damit sie sehen, was passiert, wenn ein Staat nichts gegen die Ausbreitung der Mafien unternimmt.

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