Kunsthandel – Genf wäscht am weißesten

Kaum etwas ist so undurchsichtig wie der Kunstmarkt: Ein Bericht der Schweizer Regierung offenbart nun die listigen Methoden, mit denen Geld durch Kunst gewaschen wird. Sie decken sich mit der Praxis des Kunstberaters Yves Bouvier.

Was haben der Kunstmarkt und der internationale Terrorismus gemein? Der Verkauf geplünderter Schätze durch den „Islamischen Staat“ ist da ein Nebenaspekt. Die Analogie besteht in der undurchsichtigen Finanzierung. Seit die Banken den strengen Gesetzen gegen die Geldwäsche unterliegen, hat sich diese auf den Kunstmarkt verlagert. Wie sie funktioniert, kann man in einer von der Schweizer Regierung veröffentlichten Studie auf 150 Seiten nachlesen: „Bericht über die nationale Beurteilung der Geldwäscherei- und Terrorismusfinanzierungsrisiken in der Schweiz“.

Überall verlieren die Zollfreilager an Bedeutung. Nur die „Ports Francs“ in Genf werden dank ihrer „Spezialisierung auf die Lagerung hochwertiger Güter“ immer größer: „Wertvolle Weine, Schmuck, Kunstwerke, Kulturgüter“. Es können auch „Banknoten, Münzen, Diamanten und Edelsteine, Edelmetalle, Schmuck, Alkoholika und Spirituosen, Tabak, Kunstgüter und Antiquitäten“ sein, für die inzwischen eine „Bestandesaufnahme“ vorgeschrieben ist. „In Genf kommt der Uhrenhandel hinzu“, schreiben die Verfasser. Bis 2007 galten Zollfreilager als „ausländisches Territorium“, das hieß: sie waren mehr oder weniger rechtsfreie Räume.

Im Februar wurde der „König des Genfer Zollfreilagers“ Yves Bouvier im Fürstentum Monaco verhaftet. Er ist der wichtigste Mieter und Minderheitsaktionär des Lagers (die Mehrheit gehört dem Staat). In den vergangenen Jahren hat Bouvier die „Free Ports“ in Singapur, wo der Schweizer seinen offiziellen Wohnsitz hat, und Luxemburg aufgebaut. Nach Monaco war er zu seinem Kunden Dmitri Rybolovlev gereist, dem er für zwei Milliarden Franken Kunst verkauft hatte. Die Einladung war eine Falle, die Anklage lautet auf Betrug und Geldwäsche. Bouvier war Berater des russischen Oligarchen und mit ein paar Prozenten an jedem seiner Deals beteiligt. Doch er soll die Bilder über eine eigene Gesellschaft gekauft und mit zweistelligen Millionenaufschlägen an seinen Auftraggeber weitergereicht haben. Auf Fotos aus Rybolovlevs Appartement erkannte eine der Picasso-Erbinnen Werke, die aus einem Depot gestohlen wurden. Um eine Milliarde sei er von Bouvier betrogen worden, klagt Rybolovlev.
Kunsthandel – Genf wäscht am weißesten

www.kunstprofil.com

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Kunst und Geldwäsche

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