Cyberspace- Gefahr für Finanzstabilität

Hacker gefährlicher als die Bankster
IWF warnt: Gefahr für Finanzstabilität kommt heutzutage aus dem Cyberspace.

Hackerangriffe auf Unternehmen der Finanzbranche stellen nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds IWF eine Gefahr für die globale Finanzstabilität dar. Solche Attacken nähmen zu und würden in ihrer Machart immer ausgeklügelter, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten IWF-Papier. Die Finanzwirtschaft sei von relativ wenigen technischen Systemen abhängig. Deswegen hätten von Hackern und Kriminellen ausgelöste Ausfälle und Störungen das Potential, das gesamte Weltfinanzsystem zu erschüttern. »Cyber-Risiken sind Schulbuchbeispiele für systemische Risiken.«

Bisher galt das tagtägliche Werkeln der Banker selbst als möglicher Anlass für den nächsten GAU. Diese akute Gefahr, so scheint der IWF zwischen den Zeilen mitteilen zu wollen, sei gebannt. Zehn Jahre nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise, die als sogenannte Subprimekrise bei der Immobilienfinanzierung begann, könnte das als gute Nachricht gewertet werden, falls es stimmt. Am 9. August 2007 waren die Zinsen für Interbankenfinanzkredite sprunghaft angestiegen. Eines der ersten prominenten Opfer war die Investmentbank Bear Stearns, die mit Hilfe des Staates vom Platzhirsch JP Morgan Chase geschluckt (»gerettet«) wurde.

Alle Banken – von kleinen lokalen und regionalen Instituten bis hin zu den größten US-Häusern – hätten schon Gefährdungen ihrer Zahlungssysteme erlebt, heißt es im IWF-Papier. Als Beleg verwiesen wird auf Attacken gegen dass internationale Banken-Transaktionssystem Swift, den Online-Diebstahl von 81 Millionen US-Dollar von der Zentralbank in Bangladesch durch gefälschte Überweisungsaufträge sowie kriminelle Angriffe auf Handelssysteme durch Schadsoftware.

»Praktisch jedermann ist Cyberrisiken in irgendeiner Form ausgesetzt«, so die IWF-Experten. Die wirtschaftlichen Aspekte würden immer wichtiger und sichtbarer. »Die wahren Kosten von Cyberangriffen zeigen sich erst über einen Zeitraum von mehreren Jahren.« Daher gebe es auch keine verlässlichen Daten dazu. In Schätzungen ist von weltweit zwischen 250 Milliarden und einer Billion Dollar im Jahr die Rede. Attacken auf die Finanzbranche seien besonders gefährlich wegen deren weltweit enger Vernetzung.

Die IWF-Experten mahnten ein verlässliches Meldesystem für derartige Angriffe und -Bedrohungen an. Dies sei entscheidend. Dabei brauche es eine enge Kooperation mit den Ermittlungsbehörden. Die Bankenaufseher müssten zudem ihre Überwachungsrolle flexibler interpretieren und sich rasch auf neu aufkommende Praktiken einstellen. Firmen müssten sicherstellen, dass nur vorher geprüfte und zertifizierte Software eingesetzt werde. Zudem sollten sie die Zahl ihrer Systemadministratoren mit besonderen Vollmachten begrenzen…(Reuters/jW)
Cyber Risk, Market Failures, and Financial Stability

Dr. Jan Tomaschoff
www.w-t-w.org/en/dr-jan-tomaschoff/

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