Der Widerstand gegen Papst Franziskus wird immer offener ausgetragen

In einer Welt, in der Rechtsbrüche, Gewalt, Verbrechen, Lügen, Finanzskandale und hemmunslose Habgier die Herrschaft übernommen zu haben scheinen, ist der Papst eine positive Gegenkraft, die unbedingt vorgestellt werden muss.papa-francesco

Immer häufiger melden sich die Kritiker,
oder besser gesagt die Feinde des
„Reformpapstes“ Franziskus zu Wort.

Marco Politi, Vatikanexperte und Verfasser des Artikels auf il fatto quotidiano, spricht sogar von einem Bürgerkrieg im Innern der Kirche, der sich vor allem um gegensätzliche Vorstellungen dreht, Vorstellungen über die Aufgabe der Kirche und von dem, was als Sünde betrachtet werden muss.

Vier Kardinäle haben Mitte November einen Brief an den Papst veröffentlicht, den sie „zur Kenntnis“ auch an den Präfekten der Glaubenskongregation Gerhard Müller geschickt haben. Darin beschuldigen sie Franziskus, mit seinem Dokument „Amoris laetitia“ (in dem auch der Weg zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen geöffnet wird) nur Unsicherheit und Verwirrung bei den Gläubigen hervorgerufen zu haben.

In diesem Brief, der sich wie eine Kriegserklärung an den Papst liest, behaupten die vier Kardinäle, dass durch die Betonung des Gewissens, wie sie Franziskus in diesem Dokument formuliert, „Ehebruch eine Tugend, Mord legal und Wortbruch obligatorisch“ werden könnten. Höchst besorgniserregend ist das totale Schweigen der Vertreter der kirchlichen Hierarchien. Kein einziger, der sich bisher berufen fühlt, die Position des Papstes zu verteidigen.

Zwei der Verfasser des Briefes gehören zur Kurie: Walter Brandmüller und Raymond Burke, die zwei anderen sind emeritierte Erzbischöfe großer Diözesen: der von Papst Wojtyla und Ratzinger sehr geschätzte Carlo Carfarra, und Ratzingers Intimus Joachim Meisner.

Sie sind nur die Spitze eines Eisbergs, denn die Kritik an Franziskus’ Reformkurs und die Beschädigung seiner Autorität haben sich in den letzten beiden Jahren in weiten Teilen der katholischen Kirche ausgebreitet:

Vor der Synode 2014 schrieben fünf Kardinäle ein Buch zur Verteidigung des Sakraments der Ehe. Dann meldeten sich ebenfalls 11 renommierte Kardinäle aus aller Welt in einem weiteren Buch zu Wort. 800 000 Katholiken, darunter 100 Bischöfe, unterschrieben eine Petition mit dem Ziel, die Reformen zu stoppen. Zu Beginn der Synode 2015 schrieben 13 Kardinäle an den Papst und zweifelten die Rechtmäßigkeit der Sitzungsleitung an.

Diesem systematischen Widerstand begegnen die Reformbefürworter nur mit Furcht und Zaghaftigkeit. Bei der Abstimmung zur Synode „zur Familie“ 2015 hat die konservative Mehrheit des weltweiten Parlaments der Bischöfe gegen die Reformvorschläge gestimmt.

Danach meldete sich eine große Gruppe von Kardinälen, Bischöfen, Priestern, Theologen und Laien mit einer Erklärung zum Sakrament der Ehe zu Wort. Kurz darauf ging beim Kardinalskollegium ein anonymes Schreiben von 45 Theologen ein, in dem behauptet wurde, gewisse Interpretationen von „Amor Laetitiae“ könnten als ketzerisch angesehen werden.

Die Medien, so Marco Politi, unterschätzten massiv die Reichweite und die Explosionskraft der Anti-Franziskus-Bewegung im Innern der Kirche, während Kirchen-Experten davon sprechen, dass Franziskus in der katholischen Kirche völlig isoliert sei, dass es im 20. Jahrhundert noch nie einen solchen Aufstand gegen einen Papst gegeben habe. Ziel der Kritiker, so der Verfasser, sei die Zeit nach Franziskus. Man versuche auf alle Fälle zu verhindern, dass der nächste Papst die von Franziskus installierten Reformen weiter umsetzen könne.

Il Santo Padre Papa Francesco nell' Aula Paolo VI durante la commemorazione del 50/mo anniversario dellistituzione del Sinodo dei Vescovi, Roma 17 Ottobre 2015. Pope Francis arrives in the Paul VI hall at the Vatican for a meeting marking the 50th anniversary of the creation of the Synod of Bishops, Vatican, Oct. 17, 2015. ANSA/GIUSEPPE LAMI

 

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