Rom: „Whistleblower“ in der Polizei vom Dienst suspendiert

Der stellvertretende Polizeipräsident von Rom, Filippo Bertolami, wurde für 11 Monate vom Dienst suspendiert. Begründung: Er hat ein Dokument nicht, wie verlangt, ausgedruckt, und er ist zu einem Termin mit dem Polizeipräsidenten nicht erschienen.

Seit vielen Jahren ist Filippo Bertolami bekannt dafür, dass er in seiner Eigenschaft als Gewerkschaftler Missstände bei der Polizei öffentlich macht: Verschwendung von Ressourcen, unregelmäßige Beförderungen und überraschend steile Karrieren von Polizeibeamten, die man für Verfehlungen beim G8 in Genua (2001) verurteilt hatte. Er wandte sich gegen Privilegien und Verschwendung bei den Personenschützern, machte bekannt, dass die neu angeschafften Überwachungskameras für den Einsatz gegen Terroristen nicht funktionsfähig waren, und er veröffentlichte Fälle von Mobbing gegen Kollegen, die „zu eifrig“ im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität vorgegangen seien. Deshalb gilt er bei der Polizei in Rom als Nestbeschmutzer. Dies sind nur einige Beispiele, die aber möglicherweise erklären, weshalb er jetzt wegen folgender Verfehlungen für insgesamt 11 Monate vom Dienst suspendiert wurde:

Fünf Monate Suspendierung gab es dafür, dass er ein Dokument nicht, wie verlangt, ausgedruckt hat, 6 Monate dafür dass er zu einem Dienstgespräch mit dem Vorgesetzten nicht erschienen ist. Bertolamis Einspruch gegen diese Maßnahme blieb ohne Wirkung, man sprach sogar davon, ihn ganz aus dem Dienst zu entlassen. Die von ihm wegen Unregelmäßigkeiten bei ihrer Beförderung angezeigten (und inzwischen verurteilten) Kollegen aber sind nach wie vor im Dienst.

Die Geschichte zeigt – und da gleichen sich italienische und deutsche Verhältnisse – wie es in Politik und Behörden zugeht. Die offizielle Politik versichert, Vergeudung von Steuergeldern vermeiden zu wollen, es gibt sogar eine Homepage, auf der man Fälle von Verschwendung anzeigen soll: www.sprechi.it.* Werden sie aber tatsächlich angezeigt, geht man gegen die Informanten vor! Bemerkenswert ist auch, wie ich finde, dass diese Nachricht im italienischen Blätterwald fast keine Beachtung gefunden hat.

* Eine solche Möglichkeit gibt es im deutschsprachigen Internet nicht, bei uns gibt der Bund der Steuerzahler ein „Schwarzbuch“ heraus.
Ilfattoquotidiano.it 
Fanpage.it

Doppelmoral:


„Es ist eure Pflicht, Steuern zu zahlen!“ „Uns macht es Spaß, sie nicht zu zahlen!“

 

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