Was ist den «Snow washing»?

Steuerhinterziehung in Kanada.  «Snow washing» zu Steuerplanungszwecken.

Karl Felder berichtet: Journalisten der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) und der Tageszeitung «Toronto Star» haben offensichtlich die sogenannten Panama Papers genauer unter die Lupe genommen. Dabei deckten sie bisher unbekannte Wege zur Steuerhinterziehung via Kanada auf.

Kanada scheint still und leise zu einem «tax haven» zu werden, wo ausländische Firmen ihren Steuerpflichten entkommen können. Dies hat eine gemeinsame Untersuchung der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) und der Tageszeitung «Toronto Star» zutage gefördert. Journalisten dieser Medien publizierten am Donnerstag einen Artikel, worin zwei Frauen – Karen McIntyre in Toronto und Annette Laroche in Montreal – namentlich erwähnt werden. Die zwei Frauen, beide beruflich im Umfeld von Rechtsanwälten tätig, haben offensichtlich über die letzten 25 Jahre rechtlich verbindliche Unternehmenspapiere unterschrieben (Steuerdokumente, Blankoformulare, Vollmachten usw.), ohne zu wissen oder wissen zu wollen, wer letztlich hinter diesen Dokumenten stand oder wer von dieser Tätigkeit profitierte. Laut eigenen Aussagen sollen sie jeweils 100 kan. $ pro Firma kassiert haben, was sich in einem Fall auf ein Jahreseinkommen von rund 20 000 $ summierte.
Gängige Praxis auch auf Provinzebene

Es ist dies offensichtlich deshalb möglich, weil die kanadische Gesetzgebung und vor allem jene in den Provinzen es gemeinhin gestatten, dass sich die eigentlichen Besitzer derartiger Unternehmen hinter Stellvertretern, auch«stand-ins» oder Dummies genannt, verstecken und damit inkognito bleiben können. Bis jetzt sind nur einzelne Fälle publik geworden, wenn es zu Konflikten kam, die vor Gericht ausgetragen werden mussten. Den eingangs erwähnten Frauen war offensichtlich nicht bewusst, dass sie in solchen Fällen als offizielle Vertreter der Firmen galten, für die sie Unterschriften leisteten – mit allen rechtlichen und finanziellen Konsequenzen.

Der kanadische Finanzminister Bill Morneau ist sich des Problems des «snow washing» bewusst.

Inkognito bleiben zu wollen, ist nicht a priori verwerflich; es gibt sehr wohl Gründe, in denen dies legalerweise angezeigt ist. Derartige Praktiken können aber auch im Zusammenhang mit Steuerfragen oder bei Steuerhinterziehungs und -ausweichmanövern angewendet werden. Nicht selten handelt es sich bei den Staaten, die Derartiges zulassen, um solche in den sonnigen Gefilden der Karibik. Im vorliegenden Fall geht es indessen um Kanada, und die Bezeichnung für die zur Frage stehenden Transaktionen lautet sinnigerweise «snow washing».

Der «Toronto Star» verweist in seiner Untersuchung auf eine Reihe von Websites von Firmen auf der ganzen Welt, darunter neben der Panama-Firma von Mossack Fonseca auch solche aus Kanada und der Schweiz, welche darauf verweisen, wie leicht es sei, in Kanada ein Unternehmen zu gründen, das zu Steuerplanungszwecken eingesetzt werden könne. Das Schweizer Unternehmen erwähnt auch, dass Kanada als Basis für Offshore-Unternehmen relativ neu sei. Es verfüge daher über den Vorteil, vorderhand noch nicht mit dem Stigma eines «tax haven» belastet zu sein.
Informierte Bundesbehörden

Wie viele Firmen sich dieser Methode für Steuerhinterziehungszwecke bedienten und mit welchen Grössenordnungen in diesem Falle zu rechnen ist, kann laut Experten nicht festgestellt werden. Finanzminister Bill Morneau ist sich der Problematik bewusst und liess verlauten, dass er bereits mit den Provinzen Kontakt aufgenommen habe. Was er zu tun gedenkt, ist indessen unbekannt. Kritiker, unter ihnen nicht wenige spezialisierte Universitätsprofessoren, sind der Meinung, das Schlupfloch gehöre rasch gestopft.

Auch die kanadischen Steuerbehörden haben sich der Thematik angenommen, die dadurch nicht einfacher wird, als Kanada mit rund 115 fremden Regierungen Steuer- und Informationsabkommen hat. Viele davon sehen vor, dass «non-residents» steuerfrei ausgehen. Die Befürchtungen gehen nunmehr dahin, dass grössere Geldsummen auf diese Weise nach Kanada geschleust wurden, welche allenfalls auch im Immobiliensektor Verwendung fanden.  Canada is the Worlds Newest Tax Haven
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