Venezuela zieht Banknote aus dem Verkehr

Der höchste Geldschein in Venezuela lautet auf 100 Bolivares. Auf dem Schwarzmarkt ist er rund zwei US-Cents wert. Jetzt wird der Schein ungültig – laut Präsident Maduro eine Verteidigungsstrategie. Die 100-Bolivares-Geldnote ist bald Geschichte. Der venezolanische Präsident vollzieht damit eine Kehrtwende – weil er eine Verschwörung aus dem Ausland wittert.  

Es sei eine Verteidigungsmaßnahme im Wirtschaftskrieg gegen Venezuela, sagte der sozialistische Staatspräsident Nicolás Maduro in seiner wöchentlichen Radiosendung.

Vor allem aus Kolumbien, aber auch aus Deutschland, Tschechien und der Ukraine sei in den vergangenen Jahren gezielt Bargeld aus Venezuela abgezogen worden, um der Wirtschaft des Landes zu schaden. Dahinter stecke das US-Finanzministerium, erklärte Maduro.

OPEC-Mitglied Venezuela leidet wegen des Verfalls des Ölpreises an einer schweren Wirtschaftskrise mit drastischen Preissteigerungen. Wegen Versorgungsengpässen gab es in dem südamerikanischen Land zuletzt immer wieder Unruhen und Plünderungen, bei Protesten wurden zahlreiche Menschen getötet.

Die Opposition macht Maduro und seine Regierung für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich. Sie will ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Sozialisten durchsetzen.

Der Bolívar hat in den vergangenen drei Monaten 75 Prozent an Wert zum Dollar verloren.  Der Internationale Währungsfonds rechnet für 2016 mit einer Inflationsrate von 475 Prozent. Um damit Schritt zu halten, will die Regierung bald größere Geldscheine einführen. Es sollen Scheine im Wert von 500, 1000, 2000, 5000, 10.000 und 20.000 Bolívares in Umlauf gebracht werden. Auf dem Schwarzmarkt werden derzeit für einen Dollar bis zu 4400 Bolívares gezahlt.

Noch ist der 100-Bolívares-Schein die größte Banknote – allerdings ist er derzeit kaum etwas wert, sogar ein einzelnes Bonbon ist teurer. Wegen der Inflation im Land mit den größten Ölreserven der Welt werden in den kommenden Tagen ohnehin größere Geldscheine eingeführt. Die venezolanische Währung hat in den vergangenen drei Monaten 75 Prozent an Wert zum Dollar verloren. Da bei Zahlung mit Kreditkarte der viel schlechtere offizielle Kurs berechnet wird, bezahlen beispielsweise Hotelgäste in bar – mit Tüten voller Geldscheine werden die Rechnungen beglichen.

Kritiker nannten die Ankündigung ökonomischen Unsinn und warfen Maduro vor, dass 72 Stunden nicht annähernd genug Zeit seien, um zu den neuen Banknoten zu wechseln. Schon jetzt warten Venezolaner stundenlang in Schlagen an Banken und Geldautomaten, um an Bargeld zu kommen. In Indien hat eine vergleichbare Währungsreform zu Tumulten in den Banken und erheblichen wirtschaftlichen Schäden geführt.

Rodrigo Matos www.w-t-w.org/en/rodrigo-de-matos

Rodrigo Matos
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